Wir sind eine Kinderrechteschule
An der Wieschhofschule übernehmen die Kinder in vielen Bereichen Verantwortung. Das ist zum einen bezogen auf ihr Lernen und ihre Arbeit, ihre persönliche Arbeitshaltung und das soziale Miteinander, zum anderen aber auch in Bezug auf Mitbestimmung und Partizipation insgesamt. Das Kollegium der Wieschhofschule in Olfen hat ein Leitbild entwickelt, dass die Grundsätze: „Kinder leben gemeinsam in der Schule - Kinder lernen voneinander - Kinder werden gefördert“ beinhaltet. Diese Grundsätze spiegeln sich in den Bausteinen des Schulprogramms wider. Die Selbstständigkeit der Kinder zu fördern, setzt voraus, die Rolle der Lehrkraft zu verändern – sie tritt in den Hintergrund und wird zum Lernbegleiter. Hilfen und Anregungen der Kinder fördern das soziale Miteinander. Diese sind neue kognitive Herausforderungen, um das eigene Wissen und Können im Zusammenhang und sprachlich angemessen weiterzugeben. Heute geht es darum, in möglichst jeder unterrichtlichen Situation diesem Helfen (sich gegenseitig etwas erklären) Vortritt zu lassen. Dies verschafft Selbstbewusstsein, Respekt vor anderen und fördert die Sozialkompetenz. Die gewollte Nichtvergleichbarkeit schafft eine neue Lernatmosphäre.
Grundvoraussetzung dafür ist die bedingungslose Umsetzung der Kinderrechte. Aus diesem Grund nehmen wir seit 2015 am Buddy-Projekt teil. Das Kollegium wollte gleichsinnig und professionell Kinder beteiligen. Kinderrechte sind dabei nicht verhandelbar und bedingungslos umzusetzen. Auch die Eltern werden in diesen Prozess einbezogen und über Schulpflegschafts- und Klassenpflegschaftssitzungen beteiligt. Dabei ist der dauerhafte regelmäßige Austausch von großer Wichtigkeit. Dieser sollte auch im Schulgebäude sichtbar dokumentiert sein. So gibt es beispielsweise eine Informationswand, an der die Kinderrechte dokumentiert sind. Auch der „Kinderrechtebaum“, unsere persönliche Schulentwicklung, ist dort sichtbar ausgestellt. Zudem bekommen unsere Eltern beim Eintritt in unsere Schule die unicef – Kinderrechte – Broschüre ausgehändigt und in der Pflegschaft erläutert (Recht auf gewaltfreie Erziehung, Recht auf Schutz, Würde und Privatleben, Recht auf Freizeit).
Teilhabe, „das Recht an Informationen“ bedeutet für uns, dass die Kinder täglich in allen Klassen in der Frühstückspause die Logo – Kindernachrichten am Whiteboard gucken, so können weltweite Tagesereignisse kindgerecht thematisiert werden.
Jeweils am 20. November jeden Jahres, dem Kinderrechtetag, beschäftigen sich unsere Kinder in Projekten zu Kinderrechtethemen.
In den einzelnen Klassen findet wöchentlich der Klassenrat statt. Wir achten aber darauf, dass dieser nicht zum Meckerkasten verkommt und nur zum Streitschlichten dient, sondern ein realer Ort zur Mitbestimmung z.B. von Unterrichtsinhalten oder Veranstaltungen und Ausflugszielen ist. Kinderrechte werden damit immer wieder zum Unterrichtsfach. So arbeiten die Kinder zu Themen wie Religionsfreiheit, Gleichheit in der Welt, Akzeptanz, Respekt oder Verantwortung.
Außerdem haben sich die sogenannten Tageschefs in den Klassen etabliert. Jeden Morgen werden zwei Kinder ausgewählt, die den Stundenplan (kindgerecht visualisiert) für den Tag vorstellen. Die Kinder erleben sich hier in einer wichtigen, teilhabenden Rolle. Zudem begünstigt die so geschaffene Transparenz - bezogen auf den Ablauf und die Inhalte des Schulmorgens - die Übernahme von Verantwortung für das eigene Lernen und die Arbeit.
Jede Klasse wählt zu Anfang des Schuljahres einen Klassensprecher und eine Vertretung, diese Kinder sind Mitglieder des einmal im Monat tagenden Schülerparlaments. In diesem Gremium treffen sich die Kinder mit der Schulleitung, um miteinander aktuelle Themen, Probleme und Wünsche der Schulgemeinschaft zu diskutieren. Die Schülerinnen und Schüler unserer Schule haben somit regelmäßig und dauerhaft die Möglichkeit, ihre Ideen und Wünsche zur Schulentwicklung einzubringen, damit unsere Schule ein Ort ist und bleibt, an dem sich alle wohl fühlen können. Unser Auftrag als Schule ist es, die Schülerinnen und Schüler an demokratische Prozesse heranzuführen. Im Schülerparlament kommen Vertreter und Vertreterinnen aus allen Klassen zusammen, um gleichberechtigt miteinander zu diskutieren, zu planen und Ideen zu entwickeln. Dabei lernen die Schülerinnen und Schüler ihre Meinung vorzutragen, auf andere Äußerungen einzugehen, abzustimmen, eine Gruppe von Kindern zu leiten und vieles mehr. Sie machen praktische Erfahrungen mit demokratischen Abläufen und tragen diese weiter in ihre Klassen, wo sie in ihren Klassenräten von den Parlamentssitzungen berichten.
Die Schülerinnen und Schüler haben das Recht, ihre Meinung frei zu äußern. Diese Meinungen müssen angemessen berücksichtigt werden. Im Schülerparlament erhalten sie ein Forum, indem sie diese Rechte wahrnehmen können. Alle Schülerinnen und Schüler können ihre Wünsche und Ideen zur Verbesserung der Schule in die Wunschbox werfen. Sie steht im Sekretariat. Diese Ideen werden anschließend vom Parlament bearbeitet und im „Haus der Wünsche“ festgehalten. Die Klassensprecher sollten jede Woche einmal kurz die Gelegenheit bekommen, mit der Klasse zu sprechen. In jeder Sitzung werden Themen aus der Wunschbox ausgewählt, diskutiert und Umsetzungsmöglichkeiten besprochen. Dabei wird jede Sitzung von der Schulleiterin geleitet. (Wenn dann nach einigen Sitzungen auch Kinder Interesse haben, die Sitzungen zu leiten, werden wir diese Funktion nach und nach an Kinder übergeben.)
Ziel ist es, die realistischen Kinderwünsche in den Klassen abzusprechen und zu voten, aber auch die vom Rat der Stadt Olfen zur Verfügung gestellten Gelder gemeinsam mit den Kindern für sinnvolle Anschaffungen oder Aktionen auszugeben. Wichtige Themen im Schülerparlament waren die Mitbestimmung der Umbaumaßnahmen an der Schule mit Bürgermeister- und Architektenbeteiligung, Testen und Aussuchen eines neuen Schulmobiliars, Entscheidung zur Durchführung eines Kunstmarktes und Spenden eines Teils des Geldes, Anschaffung eines Schulhundes, Mitbestimmung bei der Auswahl von Lernthemen, Theaterbesuchen und gemeinsamen Aktionen wie ein Picknick auf der Wiese mit der ganzen Schule oder auch Anschaffung von Spielmaterial für die Pausen, die Einrichtung einer Regenpausendisco (Rechte auf Freizeit).
Jährliche Evaluationen werden mit an den Wünschen der Kinder ausgerichtet. Über die Teilnahme am Buddy – Projekt haben wir einen Fragebogen für Kinder kennengelernt, die die Kinder zur konkreten Umsetzung der Kinderrechte an unserer Schule befragt. In der Auswertung wurde deutlich, dass die Kinder mehr Transparenz zum Unterricht, mehr Mitbestimmung bei der Auswahl von Unterrichtsthemen und mehr Zeit zum zwischenzeitlichen Ausruhen wünschten. Diese Informationen sind wichtig für die Vorbereitung und Gestaltung des Unterrichts und geben Anregungen an die Teams.
Weitere etablierte Aktionen im Bereich „Recht auf Schutz und Schutz “ sind die regelmäßige Teilnahme am Projekt „Nein darf sein“, Ernährungsführerschein, Konfliktfit, Tage zur Zahngesundheit, Projekt „Notinsel“, der Medienpass, die OGS und natürlich auch das Angebot der Streitschlichter – AG (Recht auf gewaltfreie Erziehung), wo Kinder für andere Kinder zum Streitschlichter werden.
Ergänzend dazu wurde die Friedenstreppe (Konzept des Kinderschutzbundes) als Möglichkeit zur selbständigen Streitschlichtung in unserer Schule etabliert. Diese befindet sich gut sichtbar im Foyer unserer Schule. Eine weitere ist als Betontreppe auf dem Schulhof geplant.
In mehreren Stufen soll eine friedliche Lösung des Konfliktes durch die Kinder gefunden werden (1. Stufe: Erzählen, 2. Stufe: Wiederholen, 3. Stufe: Lösungen sammeln, 4. Stufe: sich vertragen).
Außerdem entwickeln wir Lehrerzeugnisse, Maßnahmen zur Schulung des Selbstkonzeptes (Selbsteinschätzung, Lerntagebuch, Portfolio,…), immer mit Beteiligung und Anhörung der Kinder.